Ochsenhausen, wia's ischt ond war

Kleines Schwäbisches Wörterbuch: H
Schwäbisch von "Ha-ah" bis "hussa"


H

Haah (Ha-ah) Nein
Bei der schwäbischen Verneinung wird das erste "a" sehr kurz gesprochen, das zweite "a" hingegen lange gedehnt.

Hack Habicht
(Pl.:Hacka)

Hafa Eigentlich: Irdener Topf, aber auch Kochtopf
(Pl.: Häfa)

Hagaschwanz Ochsenziemer
(im übertragenen Sinne früher auch ein als Schlagwaffe benutzter Stock)

Häge Stier, Bulle

haina weinen
(er/sie/es) hained weint

hälenga heimlich

Häs Kleidung, Tracht
(Heute nur noch spöttisch verwendet. Kommt jemand beispielsweise in unpassend eleganter Kleidung zu einer legeren Feier, fragt man etwa zur Begrüßung: "Hoi, hosch heit dei Sonntigshäs us'm Kaschta zoga?" ⇔ "Nanu, hast du heute deine Sonntagstracht aus dem Schrank gezogen?")

häza klettern
("Häz ra!" ⇔ "Klettere runter!")

hagla hageln, aber auch fallen
("No hagleds de na!" ⇔ "Dann fällst du runter/hin!" - siehe "na")

Haggr Schluckauf
(wer welchen hat, wiederholt dagegen dreimal ohne Luft zu holen den Spruch: "Haggr, Haggr spreng ibr d Äggr, spreng ibr Stroß, spreng de alde Weibr noch.", der Schluckauf ist dann weg - oder auch nicht)

hau habe
(Betonung auf "u"; "I hau..." ⇔ "Ich habe...", oder: "Ich hatte..." wenn am Ende ein "g'hett" für "gehabt" folgt)
i hau⇔ ich habe
er/se/s hott⇔ er/sie/es hat
dia/se hand⇔ die/sie haben
i/er/se/s hett⇔ ich/er/sie/es hätte
i/er/se/s häb⇔ ich/er/sie/es hätte (wird verwendet um zu betonen, dass es sich um eine bloße Behauptung handelt)
dia/se hetted⇔ die/sie hätten
dia/se häbed⇔ die/sie hätten (wird verwendet um zu betonen, dass es sich um eine bloße Behauptung handelt)
du häbeschd⇔ du hättest

heba neben der hochdeutschen Bedeutung von "heben" auch: (etwas fest-) halten
("Heb(ed) amole!" ⇔ "Halte(t) mal!")

Hemmed Hemd

Hennadäpperle sehr kurze Strecke, Hennenschrittchen

Hendscha Handschuhe
Auch ein Ausdruck für eine schwächliche Person, oder ein schwächlich geratenes Haustier. Beispiel: "Deschd a ganz a gleinr Hendscha." ⇔ "Das ist eine ganz eine kleine und schwächliche Person (od. Katze, Hund)"

hendravier verkehrt, verkehrt herum, durcheinander
([wörtlich: hintenvorn] Beispiele: "I be ganz hendravier gwäa!" ⇔ "Ich war ganz durcheinander!"; "Descht hendravier!" ⇔ "Das ist verkehrt herum!")

henka neben der hochdeutschen Bedeutung von "henken" auch: hängen
("Henks auf." ⇔ "Hänge es auf.")
("aufhenka" ⇔ "aufhängen")

Herrgottsack, Heilandsack Herrgottsakrament, Heilandsakrament
(Dieser für Katholiken schwerste aller Flüche wird auch als personalisierte schwere Beschimpfung und Beleidigung eingesetzt. Beispiele: "Du Heilandsackrmont, die schla e glei z dod!" ⇔ "Du Heilandsakrament, dich schlage ich gleich tot [zu Tode]!", oder "Ihr Herrgottsack, ihr verreggde!"
Nach solchen schweren Beleidigungen standen noch in den 60er Jahren körperliche Attacken unmittelbar bevor - schon weil der Beleidigende durch die Beschimpfung selbst eine sehr schwere Sünde beging. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde diese Blasphemie sogar durch Abschneiden der Zunge geahndet. Noch Mitte des 20. Jhdts. wurde den Kindern gelehrt, dass Gott diese Sünde bestrafe, indem der Sünder sich eines Tages selbst die Zunge abbeißen müsse.)

hett hart (vergl. aber "hätte" unter: "hau")

hieba herüben

Hiera Gehirn, Hirn

Hockete Fest, Fete

Hoi Begrüßung, aber auch Ausdruck der Überraschung

Hoiza Klappbares Gestell aus drei Stangen zum Trocknen von Gras
(hoiza bedeutet aber auch "heizen")

holla holen (sehr kurz gesprochenes "a")
I holl Ich hole
Se holled Sie holen

Hondleng, Hondling Schimpfwort, verschlagene Person, etwa: Hundesohn

Hondsgribl, Hondsgrippl Übles Schimpfwort, Hundskrüppel
"Der Hondsgribl, der verreggte!"

Hommalr Hummel (schwäbisch: Sing. & Pl.)

hoora raufen, haaren
("Dia boide hand nochra no agfanga z hoora." ⇔ "Die beiden fingen dann sogar noch an zu raufen."
"Dia Katz hoored jo grausig." ⇔ "Diese Katze haart ja grausig.")

Hopfagata Alte Flurbezeichnung in Ochsenhausen, heute ein Sportgelände. Während der mittelalterlichen Warmzeit wurde hier Hopfen angebaut (Hopfengarten).

hopfaleicht sehr leicht
(hopfenleicht) Unklar, ob dieses Wort im geringen Gewicht des Hopfens seinen Ursprung hat, oder aber in der vermeintlichen Tatsache, dass durch den Konsum hopfenhaltiger Getränke die Arbeit leichter von der Hand geht.

huir heuer (dieses Jahr)

hussa hier draußen


Peter Engelhardt